Die Krebsmedikamente Adriamycin und Daunomycin wurden jeweils mit der DNA-Sequenz d(CGATCG) kristallisiert und die dreidimensionalen Strukturen der Komplexe mit 1,7- bzw. 1,5-A-Auflösung gelöst. Diese Antitumormedikamente haben sehr unterschiedliche klinische Eigenschaften, unterscheiden sich aber chemisch nur durch das zusätzliche Hydroxyl an C14 von Adriamycin. In diesen Komplexen ist das Chromophor an den CpG-Stufen an beiden Enden der DNA-Helix interkaliert, wobei der Aminozucker in die Nebenrille hineinragt. Die Lösung der Struktur von Daunomycin, das an d(CGATCG) gebunden ist, ermöglichte einen Vergleich mit der zuvor berichteten Struktur von Daunomycin, das an d(CGTACG) gebunden ist. Obwohl die beiden Daunomycin-Komplexe ähnlich sind, gibt es eine interessante Sequenzabhängigkeit der Bindung des Aminozuckers an das A-T-Basenpaar außerhalb der Einlagerungsstelle. Der Daunomycin-Komplex mit d(CGATCG) bindet fester als der Komplex mit d(CGTACG), was auf eine Sequenzpräferenz bei der Bindung dieses Anthrazyklins schließen lässt. Die Strukturen von Daunomycin und Adriamycin mit d(CGATCG) sind sehr ähnlich. Allerdings gibt es zusätzliche Lösungsmittelwechselwirkungen mit dem C14-Hydroxyl von Adriamycin, das es mit der DNA verbindet. Überraschenderweise gibt es unter dem Einfluss der veränderten Solvatation erhebliche Unterschiede in der Konformation von Spermin in diesen beiden Komplexen. Die beobachteten Veränderungen in den Gesamtstrukturen der ternären Komplexe verstärken die kleinen chemischen Unterschiede zwischen diesen beiden Antibiotika und bieten eine mögliche Erklärung für die signifikant unterschiedlichen klinischen Aktivitäten dieser wichtigen Medikamente.
Organisatorische Zugehörigkeit: 
Department of Biology, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge 02139.
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