Ziel dieser qualitativen, deskriptiven Studie war es, die Erfahrungen von Pflegekräften und Ärzten auf Intensivstationen bei Entscheidungen am Lebensende zu beschreiben. Es wurde eine Stichprobe von sieben Krankenschwestern und vier Ärzten eines großen Lehrkrankenhauses befragt. Die Grounded-Theory-Analyse ergab die Kernkategorie „Entscheidungsfindung am Lebensende als Balanceakt“. Es wurden drei interagierende Unterthemen identifiziert: emotionale Reaktionsfähigkeit, professionelle Rollen und Verantwortlichkeiten sowie absichtliche Kommunikation und Zusammenarbeit. Zu den ausgleichenden Faktoren gehörten ein Teamansatz, gemeinsame Ziele, das Verstehen der Perspektiven der Beteiligten und die Kenntnis der eigenen Überzeugungen. Im Gegensatz dazu verursachten das Gefühl der Machtlosigkeit, schwierige Familiendynamiken und die Anerkennung des Leidens ein Ungleichgewicht. Wenn bei der Entscheidungsfindung am Lebensende ein Gleichgewicht erreicht wurde, beschrieben Pflegekräfte und Ärzte positive Erfahrungen am Lebensende. Die Folge eines Ungleichgewichts bei der Entscheidungsfindung am Lebensende war moralisches Leid. Zu den Empfehlungen für die Praxis gehören die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen für Pflegekräfte und Ärzte, die an der Entscheidungsfindung am Lebensende beteiligt sind, sowie weitere Forschungsarbeiten zur Erprobung von Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit.