Die Therapie zur Freihaltung der Atemwege (Airway Clearance Therapy, ACT) wird in einer Vielzahl von Situationen bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt. Diese Leitlinien wurden auf der Grundlage einer systematischen Übersichtsarbeit entwickelt, um festzustellen, ob der Einsatz einer nicht-pharmakologischen ACT die Oxygenierung verbessert, die Zeit am Beatmungsgerät verkürzt, die Verweildauer auf der Intensivstation verkürzt, die Atelektase/Konsolidierung auflöst und/oder die Atemmechanik verbessert, und zwar im Vergleich zur üblichen Behandlung in drei Bevölkerungsgruppen. Bei hospitalisierten erwachsenen und pädiatrischen Patienten ohne Mukoviszidose wird 1) die Physiotherapie des Brustkorbs (CPT) nicht für die Routinebehandlung unkomplizierter Lungenentzündungen empfohlen; 2) die ACT wird nicht für den routinemäßigen Einsatz bei Patienten mit COPD empfohlen; 3) die ACT kann bei COPD-Patienten mit symptomatischer Sekretretention in Betracht gezogen werden, wobei die Präferenz des Patienten, die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Therapie ausschlaggebend sind; 4) die ACT wird nicht empfohlen, wenn der Patient in der Lage ist, Sekrete durch Husten zu mobilisieren, aber eine Unterweisung in effektiver Hustentechnik kann nützlich sein. Bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, Atemmuskelschwäche oder beeinträchtigtem Husten sollten 1) Hustenunterstützungstechniken bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt werden, insbesondere wenn der Spitzenhustenfluss < 270 L/min beträgt; CPT, positiver exspiratorischer Druck, intrapulmonale perkussive Beatmung und hochfrequente Brustwandkompression können aufgrund unzureichender Evidenz nicht empfohlen werden. Für postoperative erwachsene und pädiatrische Patienten wird 1) die Anreiz-Spirometrie nicht für den routinemäßigen, prophylaktischen Einsatz bei postoperativen Patienten empfohlen, 2) eine frühzeitige Mobilität und Ambulanz wird empfohlen, um postoperative Komplikationen zu reduzieren und die Freihaltung der Atemwege zu fördern, 3) ACT wird nicht für die postoperative Routineversorgung empfohlen. Der Mangel an hochrangiger Evidenz in Bezug auf die ACT sollte zur Konzeption und Durchführung angemessener Studien führen, um die angemessene Rolle für diese Therapien zu bestimmen.