Es ist bekannt, dass die Allgemeinanästhesie eine pulmonale Atelektase verursachen kann; die Atelektase wiederum erhöht den Shunt, verringert die Compliance und kann zu einer perioperativen Hypoxämie führen. Ein Mechanismus für die Bildung einer Atelektase während des Eingriffs ist die Beatmung mit 100 % Sauerstoff. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, festzustellen, ob Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass die intraoperative Beatmung mit 100 % Sauerstoff zu klinisch signifikanten pulmonalen Nebenwirkungen führt. Eine erste Literaturrecherche umfasste elektronische Datenbanken (Cumulative Index to Nursing & Allied Health Literature , PubMed, MEDLINE, Embase und The GeneraCochrane Library) unter Verwendung der folgenden Suchbegriffe: Sauerstoff (Verabreichung und Dosierung), Atelektase, pulmonale Komplikationen und Anästhesie. Die Ergebnisse wurden auf Forschungsstudien, menschliche Probanden und englischsprachige Veröffentlichungen zwischen 1965 und 2011 beschränkt. Aus diesen Forschungsergebnissen geht hervor, dass eine Absorptionsatelektase bei gesunden, narkotisierten Erwachsenen, die 100 % Sauerstoff atmen, durchaus vorkommt. Die ausgewerteten Daten legen nahe, dass die Absorptionsatelektase bei gesunden Erwachsenen keine signifikanten klinischen Auswirkungen hat. Weitere Untersuchungen sind jedoch bei Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Risiko einer postoperativen Hypoxämie, einschließlich übergewichtiger oder älterer Patienten und Patienten mit vorbestehenden kardiopulmonalen Erkrankungen, erforderlich.