Anomalien, die bei der routinemäßigen Urinanalyse bei Patienten festgestellt werden, die keine Symptome einer Nieren- oder urologischen Erkrankung aufweisen, sind in der klinischen Praxis häufig anzutreffen. Eine angemessene Bewertung solcher Anomalien kann dazu führen, dass schwerwiegende Grunderkrankungen bei asymptomatischen Patienten aufgedeckt werden. Urinanomalien sind ein Indikator für strukturelle Nierenerkrankungen (z. B. Erythrozytenabfall bei Glomerulonephritis) und andere systemische Erkrankungen. Die Urinanalyse (mit mikroskopischer Untersuchung des Urinsediments) kann, wenn sie ordnungsgemäß durchgeführt und von einer sachkundigen Person interpretiert wird, ein Anhaltspunkt für die weitere Beurteilung von Nierenerkrankungen sein und dazu beitragen, unnötige Untersuchungen zu vermeiden. Da sie nicht immer in einem engen Zusammenhang stehen, können die abnormen Ergebnisse der Bestandteile der Urinanalyse allein oder in Kombination auftreten.
Als symptomatische Harnanomalien, die üblicherweise durch eine Teststreifen- und mikroskopische Untersuchung des Urins diagnostiziert werden, gelten Glykosurie, Pyurie, Kristallurie, Bakteriurie, Hämaturie und Proteinurie:
Glykosurie: Glykosurie ohne Hyperglykämie deutet auf eine renale Glykosurie oder eine proximale tubuläre Erkrankung hin. Dieser Zustand ist auch in der Schwangerschaft häufig.
Pyurie: Das Vorhandensein von mehr als 3 bis 5 weißen Blutkörperchen/Hochleistungsfeld bei Fehlen einer positiven Urinkultur deutet auf eine interstitielle Nephritis, Prostatitis oder Nierentuberkulose hin.
Kristallurie: Im Urinsediment von asymptomatischen Patienten treten Kristalle vieler Arten auf. Die meisten von ihnen haben keine diagnostische Bedeutung, aber hexagonale Cystinkristalle werden nur im Urin von Patienten mit Cystinurie gesehen.
Bakteriurie: Asymptomatische Bakteriurie ist bei Frauen häufig kontaminierend, aber bei Schwangeren und Kindern ist sie ein nützlicher Anhaltspunkt für die weitere Untersuchung auf eine Harnwegsinfektion.
Hämaturie und Proteinurie: Hämaturie und Proteinurie können symptomatisch oder asymptomatisch sein und sind häufig mit bedeutenden Grunderkrankungen verbunden und erfordern eine ausführliche Diskussion.