Hintergrund: Eine Plasma-Halbwertszeit von Paracetamol (INN, Paracetamol) von mehr als 4 Stunden wurde mit Hepatotoxizität bei Paracetamol-Überdosierung, die nicht mit einem Antidot behandelt wurde, in Verbindung gebracht. Die Halbwertszeit von Paracetophen wurde bei Patienten, die das Gegenmittel N-Acetylcystein erhalten, nicht untersucht.
Methoden: Prospektiv wurden 112 Patienten mit Paracetamol-Überdosierung, die alle mit intravenösem N -Acetylcystein behandelt wurden, untersucht. Für die Berechnung der Paracetamol-Halbwertszeit waren mindestens 2 Paracetamol-Plasmawerte >20 Mikromol/L verfügbar, wobei eine Kinetik erster Ordnung angenommen wurde.
Ergebnisse: Insgesamt betrug die mediane Paracetamol-Halbwertszeit 5,4 Stunden (Bereich 0,8-119,7 Stunden). Achtundvierzig Patienten mit keiner oder geringer Hepatotoxizität (ALT <1000 U/L), 43 Patienten mit Hepatotoxizität ohne Enzephalopathie und 21 Patienten mit Hepatotoxizität und Enzephalopathie hatten Paracetamol-Halbwertszeiten von 3,0 Stunden (Bereich, 0,8-10,0 Stunden), 6,4 Stunden (Bereich, 1,3-19,0 Stunden) bzw. 18,4 Stunden (Bereich, 4,6-119,7 Stunden) (P <.001). Eine Paracetamol-Halbwertszeit >4 Stunden wurde bei 71 Patienten beobachtet, und 56 von ihnen (79 %) hatten Hepatotoxizität (ALT >1000 U/L oder Koma). Dreiunddreißig von 41 Patienten (81 %) mit einer Paracetamol-Halbwertszeit <4 Stunden hatten keine Hepatotoxizität. Eine Receiver-Operating-Characteristic-Curve-Analyse zeigte, dass eine Paracetamol-Halbwertszeit von 5,5 Stunden eine bessere Unterscheidung ermöglichte; Hepatotoxizität lag daher bei 49 von 54 Patienten mit einer Paracetamol-Halbwertszeit >5,5 Stunden (positiver prädiktiver Wert, 91 %) und bei 15 von 58 Patienten mit einer Halbwertszeit unterhalb dieser Grenze (negativer prädiktiver Wert, 74 %) trotz Behandlung mit N -Acetylcystein vor.
Schlussfolgerungen: Die Halbwertszeit von Paracetamol korreliert gut mit dem Grad der Leberschädigung bei Patienten, die mit dem Antidot N-Acetylcystein behandelt werden. Längere Halbwertszeiten spiegeln eine stärkere toxische Wirkung auf die Leber wider.