Der Nachweis von 6-Acetylmorphin, einem spezifischen Metaboliten von Heroin, gilt als definitiver Beweis für Heroinkonsum. Obwohl 6-Acetylmorphin in Mundflüssigkeit nach kontrollierter Heroinverabreichung nachgewiesen wurde, gibt es keine Prävalenzdaten für am Arbeitsplatz entnommene Mundflüssigkeitsproben. Wir haben die Prävalenz positiver Testergebnisse für 6-Acetylmorphin in 77.218 Proben oraler Flüssigkeiten untersucht, die über einen Zeitraum von 10 Monaten (Januar bis Oktober 2001) im Rahmen privater Testprogramme am Arbeitsplatz gesammelt wurden. Die Proben wurden mittels Intercept-Immunoassay (Cutoff-Konzentration = 30 ng/ml) analysiert und mittels GC-MS-MS (Cutoff-Konzentration = 30 ng/ml für Morphin und Codein und 3 ng/ml für 6-Acetylmorphin) bestätigt. Nur Morphin-positive Mundflüssigkeitsproben wurden mittels GC-MS-MS auf 6-Acetylmorphin untersucht. Es wurden insgesamt 48 bestätigte positive Morphin-Ergebnisse ermittelt. Weitere 107 Proben wurden nur für Codein bestätigt. Von den 48 Morphin-positiven Proben waren 32 (66,7 %) Proben positiv für 6-Acetylmorphin. Die mittleren Konzentrationen (+/-S.E.M.) von Morphin, 6-Acetylmorphin und Codein in den 32 Proben betrugen 755+/-201, 416+/-168 bzw. 196+/-36 ng/ml. Die Konzentrationen von 6-Acetylmorphin in der Mundflüssigkeit reichten von 3 bis 4095 ng/ml. Das mittlere Verhältnis (+/-S.E.M.) von 6-Acetylmorphin/Morphin betrug 0,33+/-0,06. Auf der Grundlage von Studien zur kontrollierten Verabreichung von Heroin wird angenommen, dass ein Verhältnis >1 von 6-Acetylmorphin/Morphin in der Mundflüssigkeit auf einen Heroinkonsum innerhalb der letzten Stunde vor der Probenentnahme hindeutet. Der Nachweis von 6-Acetylmorphin in 66,7 % der morphinpositiven Mundflüssigkeitsproben deutet darauf hin, dass die Untersuchung von Mundflüssigkeit auf Opioide bei Drogentestprogrammen am Arbeitsplatz und bei der Untersuchung von unter Drogeneinfluss stehenden Fahrern auf kürzlichen Heroinkonsum Vorteile gegenüber Urin bieten kann.