Temperatur
Die Umgebung, in der ein Organismus lebt, spielt eine wichtige Rolle bei der Veränderung der Wachstumsrate und des Ausmaßes des Wachstums. Umweltfaktoren können entweder physikalischer (z. B. Temperatur, Strahlungsenergie und Luftdruck) oder chemischer Natur sein. Organismen und die Zellen, aus denen sie bestehen, reagieren äußerst empfindlich auf Temperaturschwankungen; je niedriger die Temperatur, desto langsamer laufen die für das Leben notwendigen biochemischen Reaktionen ab. Eine Senkung der Temperatur um 10° C verlangsamt den Stoffwechsel mindestens um das Doppelte und oft noch mehr.
Die Breite der Bäume nimmt teilweise durch Zellteilung und Vergrößerung des sekundären meristematischen Gewebes unter der Rinde zu. Während der Kälte des Winters können Zellteilung und -vergrößerung vollständig zum Erliegen kommen; im Frühjahr setzt jedoch ein erneutes Wachstum ein. Dieses intermittierende Wachstum wird durch Temperatur, Licht und Wasser beeinflusst. Das Wachstum kann sich erheblich verringern, wenn das Frühjahr kalt ist, wenn die Tageslänge durch Hindernisse, die das Sonnenlicht blockieren, verändert wird oder wenn eine Dürre auftritt. Die Breite der Wachstumsringe, die auf der Oberfläche des gefällten Baumstamms sichtbar sind, liefert einen Teil der Klimageschichte. Die Abstände der Wachstumsringe unterschiedlicher Größe wurden mit bekannten Dürre- und Kälteperioden korreliert, um eine zuverlässige archäologische Datierung verschiedener Strukturen zu ermöglichen, wie z. B. bei den Hölzern, die in indianischen Pueblos im Südwesten der Vereinigten Staaten verwendet wurden.
Die Temperatur wirkt sich auch auf warm- und kaltblütige Tiere aus. Viele warmblütige (z.B. Bären) und kaltblütige (z.B. Frösche) Wirbeltiere stellen während des kalten Winters ihr Wachstum ein und gehen in einen inaktiven oder schlafenden Zustand über, der durch eine sehr niedrige Stoffwechselrate gekennzeichnet ist. Bei Tieren, die nicht in den Ruhezustand übergehen, wird während der Kälteperiode vermehrt Nahrung aufgenommen, um Energie für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur bereitzustellen; diese Nutzung der Nahrungsenergie kann die für die Größenzunahme verfügbare Energie einschränken, wenn die Nahrung knapp ist.