FALLBERICHT
Eine 51-jährige Frau stellte sich in der Notaufnahme unseres Instituts vor und klagte über beidseitige Augenrötung, Fremdkörpergefühl und Krustenbildung um die Augen beim Aufwachen. In ihrer Kindheit war bei ihr ein Marfan-Syndrom diagnostiziert worden, und sie hatte kardiovaskuläre und ophthalmologische Manifestationen entwickelt, darunter: 1. Subluxation der Linse 2. Hohe Kurzsichtigkeit 3. Aortenwurzelerweiterung 4. Mitralklappenprolaps und 5. Leichte Trikuspidalinsuffizienz. Ihre augenärztliche Anamnese umfasst eine hohe Myopie von -19,00 D auf dem rechten Auge und -20,00 D auf dem linken Auge, wobei sie seit 1975 harte Kontaktlinsen trägt. Ein primäres Offenwinkelglaukom, das eine topische Behandlung mit Timolol 0,2 % b.i.d., Brimonidin 0,1 % b.i.d. und Dorzolamid 2 % b.i.d. erforderte. Sie hatte auch eine Laserphotokoagulation für mehrere Netzhautlöcher erhalten. Im April 2006 stellte sie eine nasal-superiore Linsensubluxation und eine Trübung des rechten Auges fest. Sie unterzog sich in einer anderen Einrichtung einer Phakoemulsifikationsoperation, bei der ein Kapselspannring eingesetzt und anschließend eine Aphakie operiert wurde. Im Jahr 2008 stellte sie außerdem eine nasal-superiore Linsensubluxation am linken Auge mit Linsentrübung, einer Sehschärfe von 20/400 (LogMAR) und einer Refraktion von -20,00 Dioptrien vor. Sie unterzog sich einer Phakoemulsifikation mit Einsetzen eines Kapselspannrings und einer Intraokularlinse in den Beutel.
Bei der augenärztlichen Untersuchung betrug die Sehschärfe des rechten Auges 20/200 (1,00 LogMAR), die auf eine Sehfähigkeit von 20/60 (0,48 LogMAR) korrigiert wurde. Ihre Refraktion für dieses Auge betrug -2,00 Dioptrien. Am linken Auge betrugen ihre Sehschärfe und ihr Sehvermögen 20/50 (0,40 LogMAR) bzw. 20/25 (0,10 LogMAR), bei einer Refraktion von -1,00 Dioptrien. Der zu diesem Zeitpunkt gemessene Augeninnendruck betrug an beiden Augen 10 mmHg. Bei der Spaltlampenuntersuchung beider Augen wies sie Wimpernabrieb, ein Lidranderythem und eine vermehrte gelbliche Sekretion der Meibom-Drüsen auf. Am rechten Auge wies sie einen Kapselspannring auf, der in einen gerissenen Kapselsack eingebettet war, und eine Aphakie (Abb. 11). Am linken Auge befand sich ein Kapselspannring mit einer Intraokularlinse, beides im Kapselsack, der nach nasal und superior verlagert war (Abb. 22). Bei der Fundusuntersuchung beider Augen zeigte sich eine schräge Einziehung des Sehnervenkopfes und eine den Sehnerv umgebende myope Sichel, ein posteriores Staphylom, mit Sehnervenschalen und einem konzentrisch verminderten neuroretinalen Randsaum (Abb. 33, 44). Außerdem gab es Pigmentstörungen der Makula mit einem sichtbaren Aderhautfundus im hinteren Pol sowie in der Peripherie mit einem durch Laserphotokoagulation umschlossenen Netzhautloch auf der unteren Netzhauthälfte bei 6 Uhr am rechten Auge und bei 3 Uhr am linken Auge.
In dieser Abbildung des rechten Auges unter pupilarer Midriasis sieht man im vorderen Augenabschnitt einen Kapselspannring innerhalb eines arupturierten Kapselsacks und eine Aphakie.
In dieser Abbildung des linken Auges unter pupilarer Midriasis sehen wir eine nasal und superior subluxierte Linse zusammen mit einer dreiteiligen Linse innerhalb des Beutels.
Die Fundusuntersuchung beider Augen unter Pupillenmidriasis ergab eine schräge Einlage des Sehnervenkopfes mit amyoper Sichel, ein hinteres Staphylom, und es war auch sichtbar, dass der Sehnerv geschröpft war. An beiden Augen bestand eine leichte Makulaatrophie, und auch der periphere Fundus wies eine erhebliche Atrophie auf.
Bei dem Patienten wurde eine chirurgische Aphakie des rechten Auges, eine Pseudophakie und eine Subluxation der intraokularen Linse des linken Auges diagnostiziert. Blepharitis, hohe Myopie und primäres Offenwinkelglaukom an beiden Augen.
Die Behandlung bestand aus zweimal täglichem Einreiben der Lidränder mit Shampoo, warmen Kompressen b.i.d., topischen künstlichen Tränen und topischer Erythromicin-Salbe q.i.d. Sie nahm weiterhin ihre Glaukom-Medikamente: Timolol 0,2% b.i.d., Timolol 0,2 % b.i.d., Brimonidin 0,1 % b.i.d. und Dorzolamid 2 % b.i.d. Aufgrund ihrer guten Sehkraft auf beiden Augen wurde beschlossen, sie unter Beobachtung zu belassen, ihr eine Refraktion zu verordnen und keine weitere chirurgische Behandlung vorzunehmen.