Bei jungen Erwachsenen mit normalem Gehör ist das rechte Ohr empfindlicher als das linke für einfache Töne (peripherer Vorteil des rechten Ohrs) und für die Verarbeitung komplexer Töne wie Sprache (zentraler Vorteil des rechten Ohrs). In der vorliegenden Untersuchung wurden die Auswirkungen von Hörverlust und Alterung auf diese auditive Asymmetrie sowohl auf peripherer als auch auf zentraler Ebene untersucht. Audiogramme und Amplituden der transitorisch evozierten otoakustischen Emission (TEOAE) und des Verzerrungsprodukts der otoakustischen Emission wurden zur Beurteilung der Cochlea-Funktion verwendet. Die kontralaterale Suppression von TEOAEs wurde gemessen, um das mediale olivocochleäre efferente System zu beurteilen. Der Hearing in Noise Test (HINT; binaurale Sprache) wurde durchgeführt, um die höhere zentrale auditorische Funktion zu beurteilen. Eine Gruppe älterer Probanden mit normalem Gehör (flache Audiogramme) wurde mit einer Gruppe älterer Probanden mit abfallenden Audiogrammen (Presbyakusis) verglichen. Auf der cochleären (peripheren) Ebene wies die normalhörende Gruppe signifikant höhere otoakustische Emissionsamplituden für das rechte Ohr im Vergleich zum linken Ohr auf, was mit der bei jungen Erwachsenen normalerweise zu beobachtenden Rechtsohrdominanz übereinstimmt. Dieser Befund kehrte sich jedoch in der Presbyakusiker-Gruppe um, die höhere Emissionsamplituden für das linke Ohr aufwies. Auf der Ebene des Hirnstamms waren die Amplituden der kontralateralen TEOAE-Suppression gering, und es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Ohr in beiden Gruppen festgestellt. Im Gegenteil, die HINT-Ergebnisse zeigten eine kontinuierliche Dominanz des rechten Ohrs (linke Hemisphäre) in beiden Gruppen, was mit früheren Berichten übereinstimmt, die zeigen, dass die rechte Hemisphäre durch das Alter stärker beeinträchtigt wird als die linke Hemisphäre.